Ein Apotheker über seine Herausforderungen und Wünsche

21. Mai 2020
Apotheker berät Kundin

Matthias von Bredow, Apotheker und Inhaber der Kreuz-Apotheke im nordhessischen Niedenstein, berichtet im intermedix-Interview vom komplexer werdenden Apotheker-Alltag und verrät, welche Unterstützung er sich von Pharma-Unternehmen wünscht.

Was sind die aktuellen Herausforderungen für Apotheken im Hinblick auf die optimale Beratung des Patienten?

Die bestmögliche Beratung des Patienten ist der Kern unserer Arbeit. Dafür benötigt man viel Empathie und Fingerspitzengefühl, denn Patienten und Krankheitsbilder sind sehr unterschiedlich. Unsere Aufgabe ist es deshalb, die Patienten und deren Situation innerhalb kürzester Zeit zu verstehen und sie dann individuell zu betreuen. Der eine Patient benötigt eine Einführung in die Funktionsweise seines neuen Asthma-Inhalators, beim anderen Kunden müssen wir gefährliche Wechselwirkungen erkennen. Das macht unsere Arbeit auf der einen Seite spannend und abwechslungsreich, auf der anderen Seite ist unser Arbeitsalltag von einer zunehmenden Komplexität gekennzeichnet.

Können Sie Beispiele für die wachsende Komplexität nennen?

Ein Beispiel hierfür sind etwa die unzähligen Rabattverträge der Krankenkassen. Noch immer begegnen uns Vorbehalte auf Seiten der Kunden, wenn sie ein anderes Arzneimittel erhalten, als ihnen ihr Arzt eigentlich verschrieben hat. Diesen Vorbehalten müssen wir individuell begegnen. Für uns wiederum ist es eine logistische Herausforderung, immer alle alternativen Präparate auf Lager zu haben, so wie der Kunde es erwartet.

Auf Seiten der Patienten spielt gleichzeitig „Dr. Google“ eine immer größere Rolle. Statt für die richtige Diagnose sorgt dieser jedoch häufig eher für Verwirrung und gefährliches Halbwissen. Wichtig ist es hier, den Patienten auf Basis unserer Fachkompetenz, sozusagen als Lotse, zur richtigen Lösung zu führen. Das ist in manchen Fällen nicht leicht.

Aber auch das zunehmende Angebot an Präparaten gerade im OTC-Feld und die daraus resultierende Informationsflut leisten ihren Beitrag zur alltäglichen Komplexität. In kurzer Zeit relevante Informationen etwa zu Wirkungen und Nebenwirkungen herauszufiltern und so die optimale Empfehlung geben zu können, wird immer mehr zur Herausforderung.

Matthias von Bredow, Apotheker und Inhaber der Kreuz-Apotheke in Niedenstein
Ich wünsche mir zielgerichtetere und hilfreichere Informationen von der Pharmaindustrie.

Matthias von Bredow, Apotheker und Inhaber der Kreuz-Apotheke in Niedenstein

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Pharmaindustrie?

Ich wünsche mir vor allem zielgerichtetere und hilfreichere Informationen. Wir erhalten unzählige Flyer, die eher einen Werbecharakter haben und die relevanten Informationen häufig nicht auf den Punkt liefern. Uns fehlt manchmal einfach die Zeit, in dieser Fülle an Informationen die wichtigen Informationen herauszufiltern. Abgesehen davon, können wir nicht den ganzen Verkaufsraum mit Flyern dekorieren.

Andererseits fällt mir häufig auf, dass Werbekampagnen zu Arzneimitteln häufig zwischen den verschiedenen Kommunikationskanälen und auch der Apotheke nicht oder nicht optimal verknüpft sind. Hier geht aus meiner Sicht eine Menge Potenzial verloren.

Ist die Apothekensoftware eine Hilfe beim Thema Komplexität?

Unsere Apothekensoftware ist eine große Hilfe, da sie in sekundenschnelle wichtige und relevante Informationen liefert, die wir im entscheidenden Moment der Arzneimittelabgabe benötigen. Neben zentralen Infos zu Neben- oder Wechselwirkungen können wir aber auch sehen, welche zusätzlichen Präparate in Kombination einen Nutzen stiften. Das bringt dem Patienten nicht nur Erleichterung bei Beschwerden, gezielte Zusatzempfehlungen untermauern gleichzeitig unsere Beratungskompetenz. Die PTA ist hier sicherlich in der spezifischen Kundensituation am meisten gefordert. Von ihr erwartet der Kunde, dass sie ihn individuell nach seinen Bedürfnissen berät und nicht nur pauschale Empfehlungen ausspricht, wie man sie zuvor bereits von Google kennt. Beispiel: Kommt jemand mit einem Antibiotikum gegen den Husten, empfehlen wir, unterstützend einen Schleimlöser dazu zunehmen und viel zu trinken. Bei Halsschmerzen werden oft gegen die akuten Beschwerden schmerzlindernde Lutschtabletten gewünscht. Um die Therapiedauer deutlich zu verkürzen, bieten sich immunstimulierende Tropfen an. Dank der Erinnerung durch die Software vergisst die PTA auch an hektischen Tagen nicht den möglichen Zusatzverkauf

Zum Schluss noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die künftigen Herausforderungen für Apotheken?

Wie in anderen Branchen auch, ist sicher die Digitalisierung und der Umgang mit dieser ein Kernthema. Wir müssen digitaler werden und dem veränderten Patientenverhalten Rechnung tragen, ohne dabei die Qualität unserer Vor-Ort-Beratung und die Versorgungssicherheit zu gefährden. Ich persönlich glaube, dass die Bedeutung unserer Fachkompetenz dabei in Zukunft zunehmen wird. Besonders als Mehrwert gegenüber Versandapotheken. Hier sind wir Dienstleister in der Apotheke und haben die Chance, direkt mit dem Kunden zu interagieren. Wir schaffen eine persönliche Kundenbeziehung, die nachhaltig wirkt.

 

Die Apotheke von Matthias von Bredow finden Sie hier.

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